Sägewerk Poschenrieder saugt 45 m3/h Späne pro Stunde ab
Neue Absauganlage von Maschinenhändler Grupp und Höcker Polytechnik GmbH
Ein Baum, viel Bäume, ein Wald und mittendrin ein hochmodernes Sägewerk. Seit über 120 Jahren verarbeitet die Sägewerk Poschenrieder GmbH & Co. KG aus Grünenbach die Bäume aus dem Bayerischen Wald zu Balken, Brettern und Werkstoffen für das Baugewerbe und die Weiterverarbeitung in Tischlereien. Und auch wenn Holz von Natur aus schon ein nachhaltiger Rohstoff ist, bei Poschenrieder wird Nachhaltigkeit gelebt. Die Holzspäne werden im eigenen Biomasse Heizwerk verfeuert, es wird weniger Holz dem Wald entnommen als nachwächst und die Produktionsprozesse sind auf optimale Nutzung der wertvollen Ressource Holz ausgelegt.
Mit der neuen Keilzinkenlinie mit Scannersystemen und vollautomatischer Verarbeitung konnte Mitte 2021 der Nachhaltigkeitsfaktor weiter erhöht werden. Jede Minute werden hier bis zu 100 Meter Trockenholz verarbeitet und Asteinschlüsse, Risse usw. entfernt. Die erstklassigen Partien werden danach mit einer Zinkenbindung versehen und verleimt. Jeder Baum liefert so eine höhere Ausbeute an effizient nutzbarem Holz. Bei der Bearbeitung des Holzes fallen natürlich auch Späne an. Bei Poschenrieder sind das bis zu 45 m3 Späne pro Stunde. Um solche Spanmengen zu bewältigen, ist modernste Absaugtechnik gefordert.
Neue Keilzinkenlinie erforderte modernste Absaugtechnik
In die Planungen für die neue Keilzinkenlinie wurde daher auch ein Relaunch der Absaugtechnik mit einer neuen, leistungsstärkeren Absauganlage integriert. Poschenrieder suchte sich kompetente Unterstützung und fand sie im Maschinenhändler Grupp aus Nattheim und der Höcker Polytechnik GmbH aus dem niedersächsischen Hilter a.T.W. Mit den MultiStar Filteranlagen bietet der Anlagenhersteller Höcker ein multifunktional einsetzbares und individuell für viele Anwendungsfälle konfigurierbares Modulsystem. Und da die Nachhaltigkeit vom Baum bis zum Span wichtig ist, fügte sich die energieeffiziente MultiStar Filteranlage perfekt ins System ein.
Eugen Schmidt, Projektleiter von Höcker Polytechnik, begleitete die Planungen von den Anfängen an: „Dieses Projekt war perfektes Teamwork von Poschenrieder, Grupp und Höcker. Wir kannten die technischen Anforderungen der neuen Keilzinklinie vom System TM A/S aus Dänemark sowie der Hobelanlage des Premiumherstellers Weinig und analysierten den bestehenden Maschinenpark. Die Berechnungen ergaben, dass die neue Absauganlage jede Stunde bis zu 45 m3 Späne sicher absaugen und zuverlässig bis in den Silo austragen musste. Auch der schwer zugängliche Aufstellort des Filterhauses an einem Berghang bereite anfangs Kopfzerbrechen. Durch umfangreiche statische Planungen im Vorfeld und die Erfahrung unseres Montageteams konnten wir den Filter optimal positionieren.
Poschenrieder arbeitet heute mit einer Filteranlage mit Schneckenaustragung. Die hohen Spänemengen in der Filteranlage werden dank der DUO-Einblastechnik problemlos verarbeitet. Gemeinsam mit den Spezialisten aus dem Höcker Hauptwerk haben wir diese Lösung speziell für die Einbasung hoher Spanaufkommen entwickelt.
Die Absaugung des neuen Maschinenparks erfolgt mittels mehreren dezentralen Hochleistungs-Ventilatoren. Dabei wurden die physikalischen Anforderungen der Maschinenwiderstände und der Rohrleitungswege exakt berücksichtigt.
Den MultiStar Spülluftfilter positionierten wir auf einer Fläche von nur 25 m2 direkt am Silo. In der Endausbaustufe, bei Nachrüstung einer weiteren Hobelanlage, filtert er eine Luftmenge von bis zu 50.000 m3/h und erfüllt die aktuellen Anforderungen an den Reststaubgehalt. Da die gefilterte Luft in die Produktion zurückführt werden kann, ist gewährleistet, dass keine Wärmeenergie verloren geht. Das schont unsere Umwelt und der Betreiber spart so thermischen Energiekosten ein. Eine intelligente SPS-Steuerungstechnik mit Visualisierung über Touch-Screen-Dispay überwacht mittels Sensoren das gesamte System, verhindert Produktionsstillstände und sorgt für Sicherheit. Seit August 2021 ist das neue Absaugsystem mit den neuen Maschinen im Einsatz und die Produktion läuft so zuverlässig, wie wir es gemeinsam geplant haben. Jeder Span findet hier seinen Weg von der Maschine über die Filteranlage in den Silo.“
Pneumatische Materialförderung
Die neue Absauganlage erfüllt die Anforderungen aller relevanten deutschen und europäischen Regelwerke. Auch die wichtigen Richtlinien für den Brand- und Explosionsschutz wurden vorbildlich umgesetzt. Das auf höchste Produktivität ausgelegte Absaugsystem arbeitet mit maximaler Energieeffizienz. Direkt an jeder Maschinenlinie saugt jeweils ein Hochleistungsventilator die Staub- und Spanabfälle der Bearbeitungsprozesse ab. So lassen sich die hohen Widerstände an den Maschinen überwinden und das Material wird über Strecken von bis zu 60 m über Rohrleitungen pneumatisch zum Filter transportiert. Dort wird es mit der besonderen DUO-Einblastechnik separiert und gefiltert.
Eine Kombination aus Förderschnecke und Zellenradschleuse fördert die im Filter separierten Spänemengen mit hoher Durchsatzleistung aus. Das so ausgetragene Spänematerial wird über einen Transportventilator hoch zum Spänesilo gefördert. Aufgrund baulicher Auflagen durfte hier nur in sehr geringer Höhe mit einem Endabscheider auf dem Silo gearbeitet werden. Höcker Polytechnik setzte hier einen Materialabscheider ein, um die Spänemengen sicher und vor allem drucklos an das Silo abzuscheiden. Selbstverständlich wurden hier die nötigen Sicherheitselemente mit eingesetzt. Der Silofüllstand wird mit modernster Radartechnik kontinuierlich abgefragt und über die Visualisierung der Gesamtanlage am Touchpanel der Schaltanlage bedienerfreundlich und übersichtlich angezeigt. Poschenrieder hat so die wichtigen Informationen zum genauen Spänevorratsvolumen und kann das werkseigene Biomasse Kraftwerk optimal auslasten.
Die Filteranlage wird kontinuierlich mittels Niederdruck Spülluftabreinigung schonend, aber hoch effektiv gereinigt. Dadurch bleibt der Verschmutzungsgrad der Filterschläuche auf konstant niedrigem Niveau und die Absaugleistung der Ventilatoren auf hohem Leistungsniveau.
Wärmeenergie bleibt erhalten
Im MultiStar Filter wird eine staubhaltige Luftmenge von bis zu 50.000 m3/h hochgradig gefiltert und der Reststaubgehalt auf nur 0,1 mg/m3/h reduziert. Dadurch kann die warme Luft aus der Produktion in vollem Maße, speziell in den kalten Wintermonaten, in den Betrieb zurückgeführt werden. Poschenrieder spart so enorme Heizkosten und unterstützt damit die Unternehmensziele des nachhaltigen Handelns und der CO2 Reduzierung.
Für Poschenrieder ist Information wichtig. Ein Blick genügt, um den Anlagenstatus der neuen Absauganlage zu kontrollieren. Das vermeidet Produktionsausfälle und sorgt für Sicherheit. Kritische Punkte werden durch Sensoren überwacht und die Steuerungsintelligenz koordiniert alle notwendigen Schritte vom Maschinenanschluss bis in den Silo. Sicherheitsmechanismen wie automatische Funkenlöschanlagen, Reststaubwächter, Filterwächter, Explosionsdetektoren kontrollieren steuerungsseitig das gesamte System. Sicherheitsmechanismen wie Rückschlagklappen, Strömungswächter, Berstscheiben, Flammenableitbleche, Wasserdruckerhöhung für die Löschleitungen und abgekoppelte Sicherheitsbereiche sorgen für den Worst-Case Fall zusätzlich für Sicherheit. MultiStar Filteranlagen sind offiziell druckstoßgeprüft und die Höcker Zellenradschleusen wurden auf Flammendurchschlagsicherheit geprüft.
Absauganlage unterstützt Nachhaltigkeitspolitik
Das Team Poschenrieder/Grupp/Höcker Polytechnik hat durch viele innovative Ideen eine nachhaltige Absauglösung in ein nachhaltiges Unternehmen implementiert. Dazu gehören menschenfreundliche Arbeitsbedingungen, höchstmöglich Sicherheit und die bestmögliche Nutzung aller Ressourcen.
Timo Poschenrieder, Holzmacher in 4. Generation und Geschäftsführer, begleitete das gesamte Projekt und ist vom Ergebnis begeistert: „Für uns war die neue Keilzinklinie und Hobelanlage eine sehr wichtige Investition in die Zukunft. Die Liebe zum Holz liegt in unserer DNA und mit der neuen Technik können wir die Ressource Holz weitaus besser nutzen. Auch das ist Nachhaltigkeit. Gemeinsam mit unserem Maschinenhändler Grupp und Höcker Polytechnik planten wir die perfekte Absaugperipherie für die neue Linie. Die Anlage arbeitet leise und wirkungsvoll und vollbringt damit einen sehr guten Job. Wir können uns voll auf die Produktion konzentrieren und das intelligente Spänemanagement läuft automatisiert. Ziel erreicht! Vielen Dank für die gute Zusammenarbeit.“
Autor: Heiner Kleine-Wechelmann